Mittwoch, 23. Januar 2013
Wie ich von Buenos Aires nach Bariloche kam...
"Wie lege ich diese Strecke von 1600 km am besten zurueck?", fragte ich Maru, die mir Bariloche als Reiseziel sehr ans Herz gelegt hatte.
Ihr Tipp, wenn man nicht meeeegaviel Geld fuer einen Flug ausgeben wollte und wenn man auch nicht massenweise Geld fuer einen Fernbus ausgeben wollte: Trampen. Dass sei ja ganz leicht hier, meinte sie. Soso. Warum nicht?
Also hatte ich den tollen Plan, Montagmorgen frueh aufzustehen (Maru musste sowieso um acht zur Arbeit), mit dem Bus nach Bahia Blanca zu fahren und von dort aus mein Glueck zu versuchen, da direkt in Buenos Aires trampen unmoeglich ist. Allerdings habe ich meine Rechnung ohne Mate gemacht. Natuerlich muss man vor der Abreise noch eine Runde Mate trinken. Praktischerweise musste Maru ploetzlich doch erst um 12 zur Arbeit, weshalb wir fuer zwei Stunden Mate tranken, sodass ich meinen Plan vergessen konnte. Also neuer Plan: Ab nach Bahia Blanca und dann mal schauen.
Am Busbahnhof fand ich auch relativ schnell einen Bus, der die 636 km Strecke mit mir zuruecklegen wuerde. Natuerlich nicht ohne Verspaetung. So kam ich um 22.15 Uhr in Bahia Blanca an, ohne irgendeine Ahnung zu haben, wo ich hinsoll. Deswegen habe ich mir eine Karte geben lassen und mich auf den Weg zum Highway nach Bariloche gemacht (haette die Karte doch bloss einen Massstab gehabt!), in der Hoffnung, dort ein guenstiges Hostel zu finden. Nach einer Stunde Fussmarsch fragte ich dann einen Mann, der gerade an der Strasse stand, wie weit es noch sei. Er guckte nur verdutzt, fragte mich, woher ich komme und wo ich hinwill. Daraufhin lud er mich ein, mich zu sich und seinen Freunden zu gesellen: Acht lustige aeltere Herren, die sich in einer alten Autowerkstatt einige Bierchen goennten! :D Sie fanden es unheimlich cool, einen Deutschen in ihrer Mitte zu haben, waren ganz aus dem Haeuschen, brachten mir Essen und unterhielten sich mit mir, obwohl ich nicht viel verstand.
Einer bot mir schliesslich an, bei ihm zu uebernachten, er wuerde mich am naechsten Morgen zum Highway fahren. Gesagt, getan! Am naechsten Morgen klingelte mein Wecker um acht, nach einem Mate (nur 20 Minuten!!) fuhr er mich zum Highway, von wo aus mich ein nettes Paar um die fuenfzig mitnahm. 536 km durch eine Gegend, die sich nicht veraenderte. Die Landschaft sah durchgehend gleich aus, lediglich die zwei Ortschaften zwischendurch brachten ein wenig Abwechslung in die Geschichte. Das war schon ein wenig beeindruckend, zumal am Tag davor der Bus, nachdem er B.A. verlassen hatte, aehnlich spannende Gegenden durchfuhr. Doch mit dem Ehepaar konnte ich mich unterhalten, sie sprachen zwar nur Spanisch, gaben sich aber Muehe, dass ich den sehr komplizierten Dialekt verstehe. So konnten wir zwei Stunden lang diskutieren, ob es eine Hoelle gibt oder nicht. Der Mann war seeeehr Bibel-besessen. In Neuquén trennten sich unsere Wege, ich musste ca. 20 Minuten warten, bis mich ein Polizistenpaerchen aus Rosario die letzten 432 km nach Bariloche mitnahm. Zu Beginn aehnelte die Landschaft den letzten 1000 km, doch zum Ende hin erreichten wir die ersten Andenauslaeufer. Ein Sonnenuntergang in den Anden ist schon etwas Besonderes! Um 22.30 Uhr erreichten wir dann Bariloche. Gluecklicherweise hatte ich bereits eine Couch sicher, ging nochmal kurz zur Tankstelle, dort gibt es gratis WLAN, um die Wegbeschreibung zu checken. Doch meine wannabe-Gastgeberin hatte spontan meinen Besuch gecancelled! Anscheinend haben die Gaeste, die sie beherbigte, den Entschluss gefasst, noch einige Tage laenger in Bariloche zu bleiben, sodass fuer mich kein Platz mehr war. Doch Emmanuel war meine Rettung. Dieser Couchsurfer bot mir an, die Nacht bei ihm zu verbringen. Es dauerte zwar eine gute Stunde, bis ich meine Lat-Minute-Couch erreichte, aber ich schlief glueklich ein.
Morgens konnte ich dann zum ersten Mal seit einigen Tagen duschen und einen Kaffee trinken, sodass ich gerade sehr gluecklich bin!
Die naechsten vier oder fuenf Tage werde ich wohl in Bariloche verbringen, um danach weiter gen Norden zu ziehen.
Da es hier, wo ich gerade bin, kein WLAN gibt, nutze ich Emmanuels PC, Bilder folgen, sobald ich wieder mit meinem Laptop im Internet bin!
Liebe Gruesse aus dem 35º C warmen Bariloche!